Die von Jürgen Schäfer[1], DL7PE, gebaute MicroVertfindet man oft im Netz.
So richtig begeistern konnte mich sein Vorschlag nicht, da die
notwendigen Längen der 22 mm dicken Rohre gerade in den unteren
Amateurfunkbändern sehr schnell unhandlich werden. Nach der in [2]
veröffentlichten Beschreibung würden sich für die niederfrequenten Bänder nach
folgende Abmessungen ergeben, wobei h die Länge des
verwendeten 22-mm-Rohres und f die Frequenz in MHz ist:
f
= 7,03 MHz
h = 669 mm ? 67 cm
f = 3,56 MHz
h = 1320 mm ? 1,3 m
f = 1,85 MHz
h = 2541 mm ? 2,5 m
Nur
selten sind solche langen Gebilde bei antennengeschädigten Funkamateuren
nutzbar, ohne Aufsehen zu erregen.
Eine mögliche Lösung
Seit 2003 geistert eine Weiterentwicklung durch die Reihen
der Funkamateure, die diese Nachteile vermeidet. Arthur Wenzel, DL7AHW, hatte
sich Gedanken darüber gemacht, ob auch andere Materialien und Formen eingesetzt
werden könnten, die obendrein nicht die Proportionen eines Rohres besitzen.
Meine
Bauhinweise hier nutzen zum großen Teil die Beschreibungen auf Arthurs
Antennen-Webseite und entstammen ausgedehnten Diskussionen mit ihm.
Arthur bietet auf seiner Webseite ein MS-DOS-Programm zum kostenlosen Download
und Webseiten für die Berechnung verschiedene Antennenformen an, mit denen man
sich die Rechenarbeit erspart. Als Alternative ermögliche ich hier die
Berechnung einer zylinderförmigen Antenne. Das © Urheberrecht für die dabei
verwendeten Formeln liegt bei Arthur Wenzel, DL7AHW.
Um die in diesem Script genutzten Formeln besser verstehen zu können,
möchte ich ihre Entstehung schrittweise erläutern. Wen dies weniger
interessiert, der kann nach der letzten Formel weiterlesen.
Kapazität C berechnen
Bei mir stand
schon länger eine leere Haarspraydose mit einer Höhe h = 150 mm und einem
Durchmesser d = 200 mm herum. Um den Zylinder als Strahler nutzen zu können,
ist zuerst die Oberfläche A des Mantels
auszurechnen. Ich kam auf rund 94248 mm². Der nächste
Schritt ist die Errechnung einer fiktiven Höhe h', wenn ein Rohr mit einem
Durchmesser d' von 22 mm verwendet werden würde, aber die gleiche Oberfläche
gefordert ist. Den Größenvergleich beider Antennen zeigt das Bild rechts.
Packt man beide Formeln zusammen, wird es noch einfacher.
Mit dieser fiktiven Höhe h' (bei mir 1364 mm) lässt sich die
Kapazität C der Dose in pF errechnen. Dabei dient eine angepasste Formel aus
der AntenneX-Datei [2] als Grundlage.
Nach ein paar Vereinfachungen und den wirklichen Abmessungen des
Strahlers gelangt man zur nachstehenden Gleichung.
Leider lassen sich mit ihr, bedingt durch den Logarithmus im
Nenner, nicht die Kapazitäten kleinen Zylinder ausrechnen, da
sein muss.
Doch in der Zwischenzeit
hat Arthur eine Lösung dafür gefunden: Er wendet jetzt lineare Gleichungen an,
die den Logarithmus stückchenweise ersetzen und gleichzeitig die Formel
vereinfachen. Clever!
Die von mir benutzte Dose brachte
es auf rund 16 pF.
Induktivität L ermitteln
Um die Kapazität des Strahlers (Dose) in einen Schwingkreis
mit der gewünschten Resonanzfrequenz f zu verwandeln, ist noch eine Induktivität
L erforderlich. Mit der allbekannten Thomsonschen Schwingungsformel
ist dies möglich. Nach dem Umstellen der Gleichung und
einigen Vereinfachungen ist sie besser verwendbar.
Gibt man die Kapazität in pF und die Frequenz f in MHz ein,
erhält man die notwendige Induktivität in µH. Bei meiner Blechdose war für
3,5 MHz eine Induktivität von etwa 129 µH erforderlich.
Am
Besten ist es, sie als Luftspule aus möglichst dickem Draht auf ein PVC-Rohr zu
wickeln, das den gleichen Durchmesser wie der Strahler besitzt - andere
Varianten funktionieren aber auch. Die Berechnung der mechanische Abmessungen
ist mit dem Mini-Ringkernrechner
von Wilfried Burmeister, DL5SWB, komfortabel möglich.
Ansonsten kann man auch die altbekannten Formeln für Luftspulen wieder
herauskramen, die jedoch oft nur für bestimmte Durchmesser/Längenverhältnisse
nutzbar sind. Arthur hat sich auch dazu Gedanken gemacht und aufgrund der
bekannten Formeln eine neue entwickelt, die für beliebige Verhältnisse
verwendbar ist. Die obrige Berechnung verwendet seine neue Gleichung, die den
Logarithmus durch Geraden annähern.
Gegengewicht K und
Mantelwellensperre X
Da diese Form der Antenne ein
Monopol ist, benötigt sie ein Gegengewicht K. Dafür ist direkt an der Spule
ein Koaxialkabel anzuschließen, das elektrisch eine viertel Wellenlänge lang
ist.
mit K in Meter und f in MHz. VF ist hier der
Verkürzungsfaktor des Koaxialkabels, bei RG58 z.B. 0,66. Damit die strahlende
Antenne vom dann folgenden Speisekabel abgekoppelt wird, ist eine
Mantelwellensperre X erforderlich. Diese lässt sich im einfachsten Fall
dadurch realisieren, dass man die Speiseleitung zu einigen Windungen
aufgewickelt und mit Isolierband zusammengeklebt. Es lassen sich aber auch
Ringkerne nutzen: So ergibt laut Arthur z.B. ein FT140-43, auf den man mit dem
RG58-Koaxialkabel 10 bis 12 Windungen aufbringt, gute Ergebnisse. Aber auch
Varianten mit dem kleineren FT114-43 und verdrilltem Draht sind nach seinen
Angaben geeignet. Danach kann ein beliebig langes Speisekabel folgen.
Zusammenbau
Der Aufbau selbst
geht fast schneller als die ganze Rechnerei. An den Strahler ist die Spule zu
löten oder zu schrauben und daran das Koaxialkabel mit der Mantelwellensperre zu
befestigen. Damit eine Feinabstimmung und nachträglich Frequenzveränderung
des fertigen Gebildes möglich ist, kann ein kleine Teleskopantenne am Strahler
als variable Kapazität dienen bzw. die mechanische Abmessung der Spule durch
Zusammenschieben oder Auseinanderziehen verändert werden. Ein
Antennenanalysator erleichtert den Abgleich sehr, ist aber nicht Bedingung.
Das Foto oben zeigt meinen Aufbau.
Fazit
Die Antenne ist eine gute Variante für all jene, die keine unverkürzten
Antennen aufbauen können. Ihr Einsatzgebiet ist nicht nur auf die Kurzwelle
beschränkt. Es wurden auch schon Exemplare für das 136-kHz-Band gesichtet,
bei denen die Strahler aus leeren Ölfässern bestehen - allemal handhabbarer als
die sonst notwendigen riesigen Antennenlängen.
Arthur,
DL7AHW, baut auf Grundlage der oben genannten, neuen Formeln auch eckige
Antennen auf und ist mit der Entwicklung für kugelförmige Strahler beschäftigt.
Ich empfehle Dir daher sehr, auch mal seine weiter oben schon genannten
Webseite zu besuchen.
Quellen